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Sperrzone Teneriffa: Ganz Spanien in Quarantäne

Quarantäne Teneriffa

Gestern noch schaute ich auf die untergehende Sonne im Meer, heute darf ich keinen Fuß mehr vor die Tür setzen. Ganz Spanien – und somit auch Teneriffa – steht wegen Corona unter Quarantäne. Wie fühlt es sich an „Ausgangsverbot“ zu haben?

Unwirklich. Beängstigend. Überwältigend. Das Wort Freiheit bekommt eine ganz neue Bedeutung. Normalerweise mache ich jeden Tag Yoga am Strand und verbringe so gut wie jede freie Minute draußen. Wann ich das letzte Mal einen Tag zuhause auf der Couch verbracht habe, weiß ich nicht mehr. Mein Bewegungsdrang ist einfach viel zu groß dafür. Umso härter ist es für mich, dass Spanien seit heute den Alarmzustand ausgerufen hat. Das heißt: Die nächsten 15 Tage dürfen wir keinen Fuß mehr vor die Tür setzen. Wir dürfen nur noch den direkten Weg zur Arbeit, Lebensmittel oder Medikamente einkaufen oder zum Arzt gehen. Ein Schock! Denn all die Dinge, die meinen Tag ausmachen und mich hier auf die Insel gezogen haben, fallen mit einem Schlag komplett weg: Kein Strandspaziergang, kein Wandern, kein Klettern, kein Kitesurfen und kein Yoga am Strand. Selbst meine Freunde darf ich nicht mehr besuchen. Die Geschehnisse der letzten Tage ähneln einem Science Fiction Film, aber sie sind traurige Realität.

Spaniens Alarmzustand: Die Gesundheit der Gesellschaft wird vor die Interessen der Wirtschaft gestellt.

Spaniens Präsident hat in ganz Spanien den Alarmzustand als Schutzmaßnahme vor weiteren Corona-Verbreitungen ausgerufen.

Corona auf Teneriffa

Ende Februar war der erste Corona-Fall auf Teneriffa bekannt geworden und ein ganzes Hotel an der Costa Adeje wurde für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt.

Zum Stand heute (15.03.20) verzeichneten die Kanaren insgesamt 109 Corona-Fälle, was noch relativ wenige registrierte Erkrankungen sind. Doch wenn es auf Teneriffa zu einem starken Corona-Ausbruch käme, könnte das Gesundheitssystem das schlicht nicht händeln. Mit den so drastischen Maßnahmen will die spanische Regierung vorsorgen und Schlimmeres verhindern. Für die Freiheit jedes Individuums ist das schmerzlich, doch die Regierung will vor allem eins: Den Tod unzähliger Menschen durch ein zusammenbrechendes Gesundheitssystem verhindern.

Was macht die Quarantäne mit mir?

Ich habe große Sorge um Freunde, die um ihre Jobs bangen, Touristen, die in kleinen Hotelzimmern ausharren müssen, die vielen Erkrankten weltweit und die Ungewissheit: Wie lange geht das so weiter?

Doch wir alle müssen jetzt mitziehen, damit der Alarmzustand in Spanien Wirkung zeigt. Wenn wir jetzt nicht konsequent sind und zuhause bleiben, drohen nicht nur wahnsinnig hohe Geld- und Freiheitsstrafen, sondern eine Verlängerung des Alarmzustandes.

Eine Einschränkung jedes Einzelnen für die Gesundheit einer ganzen Gesellschaft.

Es bleibt zutiefst zu hoffen, dass die landesweite Quarantäne hilft. Großes Mitgefühl habe ich mit den Vielen hier auf der Insel, die die Ausnahmesituation nicht mehr schlafen lässt, weil Existenzängste sie plagen. Teneriffa lebt vom Tourismus. Menschen verlieren ihre Jobs. Und dabei trifft es die kleinen Firmen am schlimmsten. Und wer weiß, welche Auswirkungen diese Krise in den nächsten Wochen, Monaten gar Jahren haben wird. Zunächst geht es um das Grundlegendste: Um Menschenleben. Daher sollten wir alle zuhause bleiben und weitere Ansteckungen vermeiden. Unseren Mitmenschen Hilfe anbieten, soweit das geht.

Ich bin zutiefst dankbar, dass ich in diesen Tagen zumindest keine Existenzängste habe. Meinen Yoga-Unterricht auf Teneriffa und die geplante Workation muss ich absagen. Aber daneben arbeite ich digital im Home Office. Jetzt werden viele Firmen erkennen, wie richtig es war, Mitarbeitern die Freiheit des ortsunabhängigen Arbeitens zu ermöglichen. Als Chance können wir von dieser Krise mitnehmen, uns der Digitalisierung in der Bildung und Arbeit endlich mehr zunutze zu machen.

Welche Bestimmungen gelten seit dem Alarmzustand in Spanien?

Seit dem 15.03.20 wird in ganz Spanien die Bewegungsfreiheit jeder Person enorm eingeschränkt. Du darfst nur noch für lebensnotwendige Dinge das Haus verlassen. Dazu zählen:

  • Einkäufe von Lebensmittel und Medikamenten
  • Arzt-/ Krankenhausbesuche
  • Wege zur Arbeit (wenn kein Home Office möglich ist)
  • Rückkehr zum Hauptwohnsitz
  • Betreuung von hilfs-/pflegebedürftigen Menschen (ältere Personen und Kinder)
  • Müll rausbringen
  • Mit dem Hund rauszugehen

Diese Bestimmungen gelten auch für Touristen. Ein Update zur aktuellen Lage, findest du auf dem Blog Canary-Vibes.

Was können wir in Quarantäne tun?

Beschäftige dich trotz der Krisenzeit mit schönen Dingen. Und wie wäre es nicht einfach mal mit dir selbst? Werde kreativ. Bilde dich. Mach Yoga. Meditiere. Male. Koche mit viel Hingabe und Liebe. Tu dir selbst etwas Gutes!

Vernetze dich mit Freunden. Führe gute Gespräche am Telefon oder Skype. Rufe doch mal wieder deine Eltern oder Großeltern an. Schreibe Briefe oder Tagebuch.

Bestimmt gibt es etwas, was du immer schon mal machen wolltest, aber wofür du nie Zeit hattest? Jetzt ist der richtige Moment! Nähe endlich die neue Kissen für dein Sofa, lerne Makramee, probiere Spanisch-Unterricht online aus, übe Yoga-Asanas wie den Kopfstand. Lese Bücher, miste deinen Kleiderschrank aus, räume auf und putze die Wohnung mal richtig blitzeblank. Sortiere Urlaubsfotos oder überlege dir, was du Wunderbares nach der Quarantäne mit deiner zurückgewonnenen Freiheit machen möchtest. Eine Reise, eine Wanderung – was schwebt dir vor?

Nutzen wir die Zeit wertvoll und verschwenden sie nicht mit einer Netflix-Serie nach der anderen.

Wie es so oft im Leben ist, merken wir erst wie heilig uns etwas ist, wenn es uns genommen wird. Ich muss gestehen, dass auch bei mir immer wieder die Angst hochkommt. Was, wenn dieser Zustand noch viel länger als 15 Tage anhält? Wie lange werden wir in unseren eigenen vier Wänden gefangen gehalten? Uns bleibt nichts als die Situation zu akzeptieren. Üben wir uns in Achtsamkeit und Dankbarkeit für das was wir haben. Spüren wir wieder jeden Moment ganz intensiv. Erfreuen wir uns an kleinen Dingen. Dem Kaffee am Morgen. Der Yoga-Stunde zuhause. Einer liebevoll zubereiteten Mahlzeit. Bleiben wir positiv und machen das Beste aus dieser Zeit. Versuchen wir uns gegenseitig zu unterstützen, wo wir nur können. Passen wir auf uns auf und seinen wir füreinander da.

Bleiben wir zum Schutze der anderen und unserer selbst die nächsten zwei Wochen zuhause.

Update: Ein Kommentar von David Hachenberg am 27. Tag der Ausgangssperre auf Teneriffa.

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8 Kommentare

  • Reply
    Frank Felten
    16. März 2020 at 16:40

    Hallo sonnige Eva – du bist mir – seit wir uns hier auf Teneriffa kennen gelernt haben – sehr ans Herz gewachsen und ich bin so glücklich & stolz dich zu kennen. Danke dafür. Auch für deine weisen Worte. Und deine Offenheit. Ich habe diesen wunderschönen Text gerade gefunden und möchte ihn gerne mit dir & allen anderen – nicht nur auf Teneriffa – teilen:

    ?? They say that in Wuhan after so many years of noise you can HEAR the birds again.

    ?? They say that after just a few weeks of quiet the sky is no longer thick with FUMES but blue and clear.

    ?? They say that in Italy people are SINGING to each other across the empty squares, keeping their windows open so that those who are alone may HEAR the sounds of families around them.

    ?? They say that in the West of Ireland a young woman is spreading fliers with her number through the neighbourhood so that the elders may have someone to call on.

    ? All over the world people are SLOWING DOWN and reflecting and looking at their neighbours in a NEW WAY.

    ? All over the world people are waking up to the reality of how big we really are, to our interconnectedness and to how little control we really have.

    ? Waking up to what really matters, to the power of mindfulness, meditation, kindness, caring and Love.

    So we meditate and remember that while there is fear, there does not have to be hate.

    Yes there is isolation but there does not have to be loneliness.

    Yes there is sickness but there does not have to be disease of the soul.

    And yes there is pain, suffering and death but there can always be a rebirth of community, peace, harmony and love.

    Wake to the choices you make as to how to live today and now.

    Breathe
    Listen
    Pay attention.

    The birds are singing,
    the sky is clearing and Love
    always encompasses us.

    Open the windows of your soul and though you may not be able to touch across the empty square…… SING and give thanks for your life and all you have.

    From Thich Nhat Hahn

    • Reply
      aufdersonnenseite
      16. März 2020 at 18:05

      Frank, ich bin unfassbar dankbar und froh, dass sich unsere Wege – dank des Blogs – gekreuzt haben und eine so tiefe Freundschaft entstanden ist. Danke für deine wundervollen Worte! Die letzten beiden Tage durchlebe ich die verschiedensten Emotionen. Hoffnung. Zuversicht. Dankbarkeit. Sorge. Ein Optimismus, der Risse bekommt. Und dann wieder die Stimme in mir: Alles wird gut! Wir werden die Zeit überstehen. Die Krise bringt neue Perspektiven. Üben wir uns darin, kleinen Dingen wieder mehr Aufmerksamkeit zu schätzen. Den Vögeln zuzuhören. Uns gegenseitig zu helfen. Mitgefühl mit all den Erkrankten, Toten und Betroffenen zu haben. Stark zu bleiben. Abzuwarten. Geduldig zu sein.

  • Reply
    Katharina
    25. März 2020 at 15:37

    Hallo liebe Eva,

    uns geht es genauso wie dir, wir lieben Teneriffa auch sehr.

    Aber uns ist unverständlich, dass auf der einen Seite so harte Maßnahmen ergriffen werden, dass man keinen Fuß mehr vor die Tür setzen darf und nicht mehr mit seinem Ehepartner einkaufen kann, auf der anderen Seite dürfen Passagiere von Madrid und anderen extrem betroffenen Gebieten fast ganz normal auf die Kanaren reisen.
    Die Urlauber hingegen wurden ohne nennenswerten Schutz hinauskomplimentiert.

    https://teneriffa-heute.net/kanaren-aktuelles-nachrichten-news/3104-kanaren-fast-1-800-temperaturmessungen-in-den-flughaefen.html

    Dann wundert man sich, warum die Infektionen ansteigen.

    Es ist bei uns im Haus sogar verboten, eine Liste mit Nachbarschaftshilfe auszulegen. Viele leiden jetzt unter mentalem Stress, der nun auch nicht gesundheitsförderlich ist. Es ist gut für die Gesundheit, mit Abstand zu anderen mal einen Spaziergang zu machen – vor allem, wenn kein Ende abzusehen ist.

    Also vieles passt nicht zusammen. Ich war immer so gern hier und plante, hier zu leben, aber jetzt hat meine Liebe auch einige Risse bekommen.

    Lg
    Katharina

    • Reply
      aufdersonnenseite
      27. März 2020 at 11:22

      Hallo Katharina, das kann ich auch sehr gut verstehen! Uns geht es ähnlich – manche Regelungen sind für uns unverständlich. Es wäre so viel erträglicher, wenn wir wenigstens alleine rausgehen und ein wenig Bewegung und Natur genießen könnten. Es ist wirklich schwer, diese drastischen Maßnahmen zu verstehen, wenn es dann wieder solche „Lücken“ gibt. Bei uns fährt auch täglich die Polizei und sogar das Militär durch die Straßen – die Stimmung ist wirklich nicht schön. Einsamkeit und Angst ist nicht gut für das Immunsystem und ich hoffe so sehr, dass es nach den 30 Tagen eine Lockerung der Regeln geben wird. Bis dahin versuchen wir das Beste daraus zu machen und unsere Gedanken in eine positive Richtung zu lenken. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und sende dir liebe Grüße aus El Medano, Eva

  • Reply
    Katharina
    27. März 2020 at 19:51

    Danke liebe Eva für deine lieben Worte ❤️ Heute habe ich mich wieder daran erinnert, wie schwer es für uns alle ist und die Maßnahmen nur zu unserem Schutz sind ?
    So habe ich die Hoffnung, dass es auch vorbei geht und diese wunderbare Landschaft auch bald wieder voller Leben und Freude ist ?.

    Herzlich,
    Katharina

  • Reply
    Alberto
    3. April 2020 at 15:20

    Hallo Eva, schön mal wieder was von dir zu hören. Nur leider nicht so wie es sein soll. Ich wollte dieses Jahr nach Teneriffa kommen, und jetzt diese Situation. Für mich ist dieses Jahr schön ein verlorenes Jahr, da ich die Zeit nicht mehr aufholen kann. Leider kann ich auch an deine Yoga Beiträge nicht teilnehmen, mit 73 Jahr, und noch teils berufstätig ist das alles nicht so einfach. Ich wünsche dir noch sehr viel Erfolg mit dein on-line Yoga, und bin dir sehr dankbar für neue Berichten aus Teneriffa. In der Hoffnung dass dies alles für jeder von uns gesund und schnell vorüber geht, Bleib du bitte auch gesund, und pass auf dich auf, Schöne und liebe Grüße aus Holland,
    Alberto.

  • Reply
    Fincanero
    10. April 2020 at 10:32

    Ja, das Corona nimmt die Meschen auf Teneriffa schon hammerhart ran. Wir wohnen auf einer Finca auf Teneriffa und bekommen hier eigentlich nur wenig mit. Die Tore sind geschlossen und wir gehen einfach unserer täglichen Arbeit nach. Aber die Bilder, die wir von Freunden bekommen, die in einem Apartment in Puerto de la Cruz wohnen, sind bedrückend. Polizei und Militär auf der Strassen, sogar Drohnen wurden schon in der Luft gesehen. Eine furchtbare Situation. Noch mehr schaudert es mich, wenn ich ich mir die wirtschaftliche Zukunft überlege. Wir können aktuell noch gar nicht abschätzen, was da auf uns zukommt, Es gehen Arbeitsplätze ohne Ende verloren, Existenzen gehen kaputt und Immobilien werden auf Teneriffa wieder billig werden.

    Ich überlege mir aber auch, wie viele Menschen gestorben wären, wenn die einzelnen Regierungen nicht hart durchgegriffen hätten. Man kann die Situation vielleicht mit der Spanischen Grippe vergleichen, wo ebenfalls keine Grundimmunisierung, kein Impfstoff etc. zur Verfügung standen. Damals waren etwa 50 Millionen Menschen weltweit zu beklagen. Hochgerechnet auf die heute Bevölkerungszahl würden wir von 150 Millionen Menschen sprechen, durch die größere Dichte vermutlich sogar deutlich mehr. Das ist natürlich auch wieder eine Größenordnung, bei der ich als Politiker nicht entscheiden möchte, ob eine kaputte Wirtschaft oder 150 Mio Menschen. Vielleicht hilft dieser Gedanke den Menschen, die nun auf einer Finca, Villa, Penthaus auf Teneriffa oder wo auch immer ausharren, dass es nicht um die aktuell 95.000 Toten geht, sondern um eine unfassbare Zahl, die Dank unser aller Hilfe weiterleben dürfen.

    • Reply
      aufdersonnenseite
      10. April 2020 at 12:21

      Hallo Robert, vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar! Das stimmt total – und wer in einer kleinen Wohnung auf Teneriffa wohnt, ist besonders stark eingeschränkt. Wir haben schon 27 Tage geschafft! Hoffentlich werden wir bald unser Grundrecht auf Freiheit zurückbekommen. Die Zahlen gehen ja langsam scheinbar zurück. Was für ein Glück! Ich verstehe deinen Punkt auch total, dass es sonst vermutlich noch viel mehr Tote gegeben hätte. Aber der Blick nach Deutschland zeigt, eine mildere und sozialverträglichere Lösung wie das Kontaktverbot scheint – zumindest in Deutschland – auch sehr wirksam zu sein. Es ist schwer zu sagen, was der beste Weg ist. Aber wir hoffen, dass wir die schlimmste Phase bald überstanden haben. Ich möchte auf jeden Fall den Menschen hier helfen und habe schon für „Nadie sin Comer“ Lebensmittel gespendet. Und gerne würde ich mehr für die Umwelt tun und nehme die aktuelle Krise auch zum Anlass zu schauen, wie ich selbst mein Leben und Konsum umweltfreundlicher gestalten kann. Da seid ihr mit eurer Finc und selbst angebautem Gemüse ja schon auf einem tollen Weg! Ganz liebe Grüße und schöne Osterfeiertage auf eurer Finca! Eva

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