Von Maspalomas bis nach Gáldar: Drei Tages-Etappen, 65 km und 2.700 Höhenmeter umfasst der Jakobsweg auf Gran Canaria. Die Überquerung der Insel in drei Tagen ist keine leichte Tour. Dafür bringt sie dich an wunderschöne, ländliche Ecken und belohnt mit phantastischer Sicht aufs Meer und auf den Teide.
Pilgern auf dem Camino de Santiago – da kommt mir eigentlich nur das Festland in den Sinn. Doch auch auf Gran Canaria gibt es einen Jakobsweg. Allerdings hat dieser Weg weder eine lange Tradition noch einen kulturellen oder historischen Hintergrund. Es ging uns bei diesem Weg darum, Gran Canaria zu Fuß zu überqueren und uns für ein langes Wochenende ein Wander-Abenteuer vorzunehmen. Mit einer Freundin habe ich bereits El Hierro und La Gomera zu Fuß überquert. Nun haben wir uns Gran Canaria vorgenommen. Der Camino de Santiago auf Gran Canaria überquert einmal die komplette Insel von Süd nach Nord und verläuft auf der selben Strecke wie der GR 131 (nur ab Cruz de Tejeda weicht er ab und endet in Agaete).
Tag 1: Vom Meer hoch in die Berge
Am ersten Tag geht es von Maspalomas im Süden Gran Canarias hoch auf über 900 Meter in das Dörfchen Tunte. Wir sind eine Nacht vorher angereist, um die lange Etappe (28 km und gut 1.200 Höhenmeter) früh morgens zu starten. Per Taxi geht es zum Faro de Maspalomas (wir wollen alle Kräfte für den Aufstieg sparen), wo unsere Route des Jakobswegs auf Gran Canaria für heute beginnt.
Wir verabschieden uns vom Meer und laufen mit der Sonne im Rücken die ersten 10 km vorwiegend flach auf einer Schotterpiste und kommen durch den Barranco de Fataga.
Das erste Stück begeistert uns noch nicht wirklich, es ist sehr karg, die Landschaft ändert sich kaum, es gibt weder Schatten noch Einkehrmöglichkeiten. Die Sonne brennt und die Luft ist sehr trocken, da wir Calima haben.
Die erste längere Pause in einem Café machen wir im süßen Örtchen Fataga nach 22 km. Von hier geht es weiter bergauf, die Landschaft wird immer abwechslungsreicher und grüner. Wir treffen Steve, einen englischen Pilger, der seine Tour auf YouTube festhält. Hier und da sehen wir immer wieder Wanderer auf dem Camino und es kommt Jakobsweg-Feeling auf: Es ist schön mit Gleichgesinnten in die selbe Richtung zu laufen.
Am frühen Abend erreichen wir unser Endziel für heute: Tunte. Wir sind wirklich geschafft von dem langen Weg und der Hitze. Unsere kleine Ferienwohnung in Tunte ist total hübsch und liegt nah am Dorfplatz, wo wir uns mit einem ausgiebigen Abendessen belohnen.
Tag 2: Von Tunte bis Cruz de Tejeda
Heute stehen weniger Kilometer auf dem Programm. Am 2. Tag auf dem Camino de Santiago auf Gran Canaria liegen 16 km und rund 1.200 Höhenmeter vor uns.
Die Landschaft gefällt uns nun deutlich besser – es geht heute zu Beginn der Etappe zwar sehr steil bergauf, aber dann wartet ein unvergesslicher Ausblick vom Ventana de Nublo auf den Teide und Teneriffa auf uns. Wir sehen das weit entfernte Meer und können kaum glauben, dass wir von dort unten jeden Meter zu Fuß hochgestiegen sind.
Die zweite Hälfte des Tages ist deutlich entspannter, es geht nur leicht bergauf und bergab, wir wandern durch Pinienwälder. Auch an Tag 2 finden wir keine Einkehrmöglichkeit – zum Glück haben wir ausreichend Wasser (jeder 3 Liter) und noch Snack dabei. Wir sind überrascht von der ländlichen Seite Gran Canarias und genießen die Natur. Am Tagesziel Cruz de Tejeda angekommen haben wir ein nettes, kleines Hotelzimmer und bekommen dort Abendessen und Frühstück.
Tag 3: Von Cruz de Tejeda nach Gáldar
Was wir hochgelaufen sind, müssen wir wieder runter. 1.700 Höhenmeter bergab heißt es heute – ich habe etwas Sorge, ob das meine Knie gut überstehen. Die Landschaft ist wirklich spektakulär.
Wir wandern auf einem Kamm mit Blick aufs Meer und weiterhin Teneriffa zu unserer Linken. Zu Beginn geht es viel über kniefreundlichen, weichen Untergrund. Der Weg schlängelt sich durch ländliche Gegenden mit weiten Feldern und kaum Zivilisation.
Auch an Tag 3 passieren wir kaum Einkehrmöglichkeiten. Es ist Montag, daher haben die zwei Bars/Cafés am Weg geschlossen. Wir machen ein ausgiebiges Picknick und können Gáldar mit seiner Kirsche schon vor uns sehen. Das Ziel naht! Die letzten Kilometer geht es über Asphalt steil bergab, worüber sich meine Knie nicht freuen. Aber ich bin positiv überrascht, wie gut und doch schmerzfrei der Abstieg verläuft. Und endlich sind wir da: Glücklich, erschöpft und stolz stehen wir grinsend vor der Kirche.
Meine Tipps für den Jakobsweg auf Gran Canaria
- Wer es entspannter mag: Die Tour auf 4 statt 3 Etappen aufteilen. Auf dem Jakobsweg auf dem Festland bin ich zwar schon mehr Kilometer am Tag gelaufen, aber auf den den Kanaren fühlen sich die Kilometer echt anders an. Die Steigungen haben es in sich und sind nicht zu unterschätzen, was den Weg durchaus herausfordernd macht.
- Macht den GR 131 auf Gran Canaria am besten in den Wintermonaten (im Sommer ist es zu heiß, es gibt kaum Schatten auf dem Weg).
- Nehmt jeden Tag ausreichend Proviant und Wasser mitnehmen, da es so gut wie keine Cafes und Supermärkte auf dem Weg gibt. Der einzige Supermarkt auf der Strecke war in Maspalomas. in Cruz de Tejeda gibt es Stände mit Käse, Avocados, Mandeln und Brot.
- Leider gibt es auf dem Camino de Santiago auf Gran Canaria keine Herbergen, daher sind wir in Hotels untergekommen, die wir vorher gebucht hatten.
- Wanderstöcke können sehr hilfreich sein, vor allem für den Auf- und Abstieg.
- Wir hatten ihn zwar vergessen, aber du kannst deinen Pilgerausweis mitnehmen, denn in den Unterkünften und Cafes auf dem Camino gibt es Stempel.
Mehr Infos zum Camino de Santiago auf Gran Canaria:
Die Tour auf Wikiloc:
https://es.wikiloc.com/rutas-senderismo/camino-de-santiago-gran-canaria-jacobeo-2021-2022-65488997?utm_medium=app&utm_campaign=share&utm_source=1770029
Unsere Unterkünfte:
https://www.booking.com/Share-v992Wy
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Buen Camino!
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