Zwei Köpfe, eine Stelle. Beim Jobsharing teilen sich Zwei einen Job. Statt der 40-Stunden Woche wird in Teilzeit gearbeitet. Ein Modell, dass zukunftsträchtig ist und dem Wunsch nach mehr Flexibilität und Selbstbestimmung entgegenkommt.
Noch nie war das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitsmodellen in Deutschland so groß. Bei Vielen hat die Work-Life-Balance einen höheren Stellenwert als eine steile Karriere. Statt zu leben, um zu arbeiten, wollen immer mehr Menschen arbeiten, um zu leben. Doch der Arbeitsalltag sieht oft anders aus: Lange Arbeitstage lassen wenig Zeit für Familie, Freunde, Hobbies, Ehrenämter oder persönliche Entfaltung.
Obwohl viele Deutsche den Wunsch nach mehr Freiheit und weniger Arbeitszeit haben, trauen sich die Meisten nicht, dies bei ihrem Chef oder ihrer Chefin anzusprechen. Gerade in Führungspositionen ist es oft schwierig, in Teilzeit zu arbeiten. Wie soll die Arbeit zu schaffen sein, wenn ich weniger Stunden arbeite?
Die Lösung lautet Jobsharing!
Bei der Arbeitsplatzteilung wird der 40-Stunden-Job auf Zwei aufgeteilt. Beide Angestellte arbeiten somit in Teilzeit und teilen sich die Aufgaben untereinander auf. Es kann im Unternehmen oder wahlweise im Homeoffice gearbeitet werden. Die Arbeitszeiten der Jobsharing-Partner können sich je nach Bedarf, z.B. für Absprachen und Übergaben, überlappen oder sie ergänzen sich. Voraussetzung für das Arbeitsmodell ist, dass sich die Jobsharing-Partner gut verstehen und produktiv zusammenarbeiten können. Von Vorteil ist ein gutes Planungs- und Organisationsvermögen, da die neue Arbeitsform Absprachen und einen etwas höheren Koordinationsaufwand erfordert.
Teilzeit als Basis fürs Jobsharing
Im Jobsharing-Modell arbeiten beide Arbeitnehmer in Teilzeit. Du denkst, Teilzeit sei nur Eltern vorbehalten? Das stimmt nicht. Jeder Arbeitnehmer hat ein Recht auf Teilzeit. Grundvoraussetzung ist, dass das Arbeitsverhältnis mindestens sechs Monate besteht und das Unternehmen mehr als 15 Arbeitnehmer beschäftigt. Alles, was es rechtlich zur Anmeldung von Teilzeit zu beachten gilt, hat das Bundesarbeitsministerium in einer Broschüre Teilzeit – alles, was Recht ist zusammengefasst.
Warum Jobsharing für Unternehmen Vorteile bietet
In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen umdenken, um hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Firmen, die nicht auf die neuen Bedürfnisse nach mehr Flexibilität eingehen, werden es im „War of Talents“ schwer haben. Flexible, innovative Arbeitsmodelle wie das Job-Sharing bieten Möglichkeiten, gutes Personal nicht nur zu gewinnen, sondern langfristig zu binden. Argumente gegen das Job-Sharing, wie etwa ein immenser Organisationsaufwand oder die Frage nach der Verantwortungszuweisung bei zwei Angestellten, wurden in der Praxis bereits widerlegt. Große Unternehmen wie Rewe bieten ihren Mitarbeitern Jobsharings an und haben die Vorteile für sich erkannt: Zwei Köpfe sind kreativer als einer und bringen mehr Erfahrung mit. Aufgaben können je nach Stärken aufgeteilt werden. Bei Krankheit oder Urlaub muss sich der Chef nicht sorgen, die Jobsharing-Partner springen nach Möglichkeit füreinander ein. Ein weiterer Knackpunkt: Verlässt ein Jobsharing-Partner das Unternehmen, bleibt das Wissen dank des anderen Mitarbeiters erhalten. Wissensverlust wird so vermieden.
Ein weiterer entscheidender Vorteil: Geht man auf die Wünsche der Arbeitnehmer ein, zahlt sich das aus. Denn glückliche Arbeitnehmer sind produktiver. Mit der Zufriedenheit steigt die Motivation und Produktivität, so eine repräsentative Studie der Unternehmensberatung EY, welche die Welt zitiert.
Tipps fürs Jobtandem: So funktioniert es!
Du bist an dem Jobsharing-Modell interessiert, aber zweifelst, ob ein Teilzeit-Job genügend Geld rein bringt? Mit dem Teilzeit-Rechner vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales kannst du ausrechnen, wie viel dir netto bei verkürzter Arbeitszeit bleibt.
Da ich selbst seit einem halben Jahr glücklich und erfolgreich im Jobsharing arbeite, möchte ich dir diese Tipps ans Herz legen:
- Die Kommunikation muss stimmen: Absprachen, Übergaben, regelmäßige Telefonate und Meetings sind das A und O.
- Eine gute Organisation ist der Schlüssel zum Erfolg: Arbeitstage und Urlaube müssen die Jobsharing-Partner aufeinander abstimmen. Im Krankheitsfall sollte, wenn möglich, füreinander eingesprungen werden.
- Die Basis bildet Vertrauen: Eine faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit ist Grundvoraussetzung für das Jobsharing-Modell. Bestenfalls kennen sich die Jobsharing-Partner gut und haben eine homogene Arbeitsweise.
Weitere Infos zur Arbeitswelt der Zukunft gibt es auf dem Portal Arbeiten 4.0 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
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