Arbeiten

Teilzeit: Weniger Geld, mehr Leben

Arbeiten in Teilzeit vs. Vollzeit-Job

Wie wenig Zeit bleibt neben einem ausfüllenden Vollzeitjob. Die Feierabende, Wochenenden und Urlaube sind doch immer zu kurz. Dabei können nicht nur Eltern in Teilzeit arbeiten. Wie lebt es sich mit weniger Geld und mehr Zeit?

Es erfordert erst einmal Mut, seinem Umfeld und dem Chef zu sagen, dass man in Teilzeit arbeiten möchte. Und nicht etwa, weil man ein kleines Kind zuhause hat, sondern weil man einfach mehr Zeit für andere Dinge haben möchte. Denn wie wenig Spielraum bietet eine stressige 40-Stunden-Woche!

Dabei können nicht nur Mütter und Väter Teilzeit beantragen. Denn einen Anspruch auf Teilzeitarbeit hat jeder Arbeitnehmer, der seit mindestens sechs Monaten in einer Firma mit mehr als 15 Mitarbeitern arbeitet. Auch Arbeitnehmer in leitenden Positionen können in Teilzeit arbeiten – im Job-Sharing lassen sich auch verantwortungsvolle Jobs in Teilzeit ausüben.

Aber: Wer eben nicht in der Elternzeit, sondern aus anderen Beweggründen in Teilzeit arbeiten möchte, braucht die Zustimmung des Chefs. Der Vorgesetzte kann den Wunsch mit dem Verweis auf „betriebliche Gründe“ ablehnen.Mut gehört dazu - Anspruch auf Teilzeit gültig machen

In größeren Unternehmen hast du sicherlich bessere Chancen, deinen Wunsch nach einer Arbeitszeitreduzierung durchzusetzen. Wenn es nicht direkt die halbe Wochenstundenzahl sein soll, kannst du es mit 80% versuchen. Auch nur einen Tag die Woche frei zu haben, ist ein ganz anderes Lebensgefühl.

Wie viel verdient man in Teilzeit?

Klar führt die kürzere Arbeitszeit zu einem geringerem Gehalt. Jedoch bleibt netto, nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben, meist mehr übrig als zuvor beim Vollzeitjob. Weil ich weniger Steuern zahle, verdiene ich netto bei halber Arbeitszeit trotzdem mehr als nur die Hälfte des vorherigen Vollzeit-Nettogehalts. Auch wenn sich das Teilzeit-Bruttogehalt erstmal gering anhört, wirst du effektiv weniger Steuern zahlen und somit ein verhältnismäßig höheres Netto-Einkommen haben. Berechne dein Teilzeit-Nettogehalt doch direkt mit dem Online-Rechner.

Was ist gibt es zu beachten im Teilzeit-Job?

Sollte dir das Unternehmen den Wunsch nach Teilzeit erfüllen, kommt es dir sehr entgegen. Im Gegenzug solltest du zuverlässig und motiviert an die Arbeit gehen. Seitdem ich nur noch 50 %, also 19 Wochenstunden habe, arbeite ich noch ergebnisorientierter. Ich habe drei feste Arbeitstage und muss in dieser Zeit hochkonzentriert und produktiv sein. Schließlich gilt es in einer begrenzten Zeit die Aufgaben zu erfüllen. Das pusht und motiviert mich gute Ergebnisse zu erzielen. In meinem Fall funktioniert das Teilzeit-Modell jedoch nur, weil ich gleichzeitig ein Job-Sharing habe. Meine Aufgaben teile ich mir mit einer Kollegin und wir vertreten uns gegenseitig.

Wie ist es Teilzeit statt Vollzeit zu arbeiten?

Seitdem ich nicht mehr 40+ Stunden die Woche arbeite, fühle ich mich viel ausgeglichener. Ich hätte es nicht gedacht, doch es macht einen himmelweiten Unterschied, ob man acht oder sechs Stunden am Tag arbeitet. Nach sechs Stunden fühle ich mich weniger schlapp und müde und kann nach Feierabend viel mehr unternehmen.

Die Tage, an denen ich nicht arbeite, nutze ich sehr intensiv. Mein Wecker klingelt jeden Morgen. Die geschenkte Zeit wäre viel zu kostbar, um sie zu verschlafen. Wenn ich an den zwei freien Tagen nicht für meinen Blog schreibe, nehme ich mir Zeit für Sport, Spanisch lernen, Freunde, unsere Besucher auf Teneriffa und ehrenamtliche Aktivitäten.

Mit dem geringeren Gehalt komme ich gut aus. Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Ohne dass ich bewusst verzichte, lebe ich minimalistisch. Ich besitze kein teures Auto, kaufe nicht ständig neue Klamotten oder gebe ein Vermögen für Reisen aus. Meine Fixkosten halte ich gering und die Lebenserhaltungskosten auf Teneriffa sind niedriger als in Deutschland. Im Vergleich zum teuren Stadtleben in Köln spare ich viel, weil ich mich mehr in der Natur aufhalte. Am Wochenende steht Klettern, Wandern oder Kitesurfen auf dem Programm. Wenn einmal das Equipment angeschafft ist, braucht man dafür kaum Geld.

Ich kann weniger Geld verdienen, weil ich kein teures Leben finanzieren muss.

Ob man sich für Teilzeit entscheidet, ist eine Frage der Priorität. Man muss bereit sein, dass jeden Monat weniger Geld auf dem eigenen Konto landet. Ich habe Geld gegen Zeit getauscht. Damit geht es mir wunderbar. Ich weiß, dass das eine begrenzte Zeit ist. Ich werde wieder mehr arbeiten. Aber im Moment gönne ich mir diesen Luxus.

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11 Kommentare

  • Reply
    Robert Husenbiser
    3. Oktober 2018 at 22:03

    Nett geschrieben; ich würde nie mehr Vollzeit arbeiten. Dafür macht es viel zu viel Spaß Zeit
    zu haben für alles was man möchte 🙂

    Ich kann es mir leisten.. und es macht einen Riesenspaß

    • Reply
      aufdersonnenseite
      8. Oktober 2018 at 12:51

      Hallo Robert, danke für deinen Kommentar. Das freut mich zu lesen! Ich glaube so geht es vielen, die ihre Arbeitszeit reduziert haben. 🙂 Schöne Grüße, Eva

  • Reply
    Sarah R.
    8. September 2019 at 14:55

    Ein sehr schöner Artikel 🙂 Ich bin gerade auch in der Bewerbungsphase, da ich sehr unglücklich in meinem aktuellen Job bin. Ich bin 32 und ohne Kind, möchte aber trotzdem TZ arbeiten und mir mehr Freizeit gönnen. Leider finde ich keine gute Begründung dafür um im Vorstellungsgespräch zu punkten 🙁 Tipps?

  • Reply
    Lukas
    3. Oktober 2019 at 16:30

    Ich habe Gesundheits- und Sozialmanagement studiert und einen Master in Public Health absolviert. Arbeite Vollzeit im öffentlichen Dienst einer großen Klinik. Jeder Versuch nach Teilzeit wird bei uns rigoros abgelehnt und auf betriebliche Gründe gestützt. Egal in welchem Bereich. Und das ohne überhaupt den Versuch unternommen zu haben eine adäquate Ersatzkraft zu finden oder eine betriebliche umorganisation in die Überlegungen mit hineinzubeziehen. Und dann spricht jeder von einem Recht auf Teilzeit? Mit der Brückenteilzeit sollte es ja noch einfacher werden? Wie soll unser eins zu seinem Recht kommen? Ich würde gerne Teilzeit arbeiten und meine Arbeitszeit auf 3 Tage anstatt 5 verteilen. Ich habe keine Miete, bekomme selbst Einküfte aus vermieteten Objekten. Mir fehlt es eigentlich an nichts… nichts bis auf Zeit.

    • Reply
      aufdersonnenseite
      5. Oktober 2019 at 13:06

      Hallo Lukas, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du in Teilzeit arbeiten willst und wirklich sehr bedauerlich, dass dein Arbeitgeber nicht einlenken will. So verliert die große Klinik vielleicht einen ihrer sehr engagierten Mitarbeiter… Wenn du bei deinem jetzigen Arbeitgeber bislang nicht weiter gekommen bist, macht es vielleicht Sinn noch mal zu betonen, wie sehr dir diese Wunsch am Herzen liegt. Und mache ihnen klar, dass du im Zweifel dich gezwungen siehst, den Arbeitgeber zu wechseln – sprich sogar zu kündigen. Es kann gut sein, dass sie dann einlenken, wenn sie merken wie ernst es dir ist. Formuliere deine Forderungen klar und biete an, bei der Suche nach Lösungen zu unterstützen (Einarbeitungszeit eines neuen Mitarbeiters, Vertretung während Krankheit oder Urlaub, etc.). Ich drücke dir auf jeden Fall ganz sehr die Daumen! Viele liebe Grüße, Eva

  • Reply
    Andrea
    19. Juni 2020 at 12:00

    Schöner Artikel! Ich sehe persönlich auch nur Vorteile in der Teilzeitbeschäftigung. Ich selbst mache intensiven Sport und engagiere mich in unserem Verein für den Nachwuchs. Darüber hinaus liebe ich es, gute Bücher zu lesen und mir Gedanken über Gott und die Welt zu machen. Dadurch, dass man im Alltag nicht mehr so eingespannt ist, hat sich meine Haltung zum Leben grundlegend geändert. Ich hinterfrage Dinge mehr und schaue über den Tellerrand hinaus. Viele Leute sind so sehr in ihrem Alltagstrott gefangen, dass sie nur noch ihre eigene Welt sehen. Das finde ich sehr schade, aber bei manchen reicht wohl auch das Geld nicht. Ich komme jedenfalls mit wenig Geld zurecht. Liegt daran, dass ich auch noch keine Kinder habe und mich meine Eltern immer unterstützt haben. Da habe ich schon Glück gehabt, das gebe ich schon zu. Dennoch brauche ich weder ein teures Auto (hauptsache es fährt), noch neue Klamotten (kaufe gerne Second-Hand, sehen wie neu aus), noch Urlaube (finde es zuhause sehr schön, gibt viele Möglichkeiten im Lande etwas zu unternehmen). Ich kaufe nur so viel Lebensmittel, wie ich essen kann und gebe kein Geld für Alkohol/Zigaretten etc. aus. Dadruch, dass man etwas auf das Geld schauen muss, lebt man auch bewusster. Man verschwendet nicht mehr so viel und genießt es mehr, wenn man sich einmal etwas leistet. Obwohl diese Mentalität besser für unsere Umwelt wäre, sehe ich leider wenig Verständnis in der Arbeitswelt. Schnell wird man als faul abgestempelt, wenn man weniger Stunden möchte.
    Da denke ich mir dann immer, dass einige meiner früheren Arbeitskollegen die „restliche“ Zeit gerne abgesessen haben, private Nachrichten schreiben, Online- Shopping betreiben etc. Kein Mensch kann sich acht Stunden am Stück konzentrieren, vor allem wenn man bei seiner Arbeit viel denken muss. Dass die meisten die Vollzeit nur wegen dem besseren Lohn arbeiten, getreu dem Motto „Zeit bringt das Geld und nicht die Arbeit“, unterstreicht das ganze nur nochmal. Während ich meine Arbeit immer produktiv machen konnte (ohne zwischendurch Filme zu schauen), saßen andere schläfrig in ihrem Bürostuhl und haben die Stunden gezählt.. Ich war dann meist nachmittags draußen und habe etwas für meine Gesundheit getan, war beim Sport und habe mich (ganz ohne Geld) für den Nachwuchs in unserem Verein gekümmert. Vier mal die Woche gebe ich dort Sportkurse. Weitere Zeit nutze ich für meine Großeltern, die nicht mehr so fit sind und auf einen Autofahrer angewiesen sind.
    Es fragt sich am Ende, wer hier „faul“ ist. Dass die Arbeitgeber das immer noch anders sehen finde ich sehr schade, zumal ich eigentlich stündlich gesehen mehr leiste, als die Vollzeit-Kollegen. Es ist doch nur fair, Hälfte der Zeit, Hälfte des Gehalts. Hat nichts mit Faulheit zu tun.!
    War jetzt ein langer Artikel, aber es hat bei mir einen Nerv getroffen…

    • Reply
      aufdersonnenseite
      22. Juni 2020 at 11:50

      Liebe Andrea, vielen vielen Dank für deinen tollen Kommentar! Du sprichst mir in vielen Punkten aus dem Herzen. Ich schätze meine Freiheit auch so sehr und genieße es unheimlich weniger Zeit vor dem Laptop zu verbringen und mehr Freizeit zu haben für alle möglichen Dinge wie Ehrenamt, Spanisch lernen, Hobbies nachgehen, Freunde treffen, Yoga zu unterrichten etc. Es ist wirklich ein Geschenk und mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen. Ich lebe auch sparsam, habe dafür aber so viel mehr Zeit. 🙂 Danke für deine schönen Worte und alles Gute dir!

  • Reply
    peter
    27. November 2020 at 12:38

    Hallo, bin derzeit in der ausbildung und möchte nacher aber unbedingt auf 20h die woche reduzieren, weil mir meine lebenszeit zu schade ist. sehe ich das richtig oder habt ihr bedenken?

  • Reply
    Jack
    5. Februar 2021 at 08:03

    Hi, ich beende dieses Jahr meine Ausbildung und bekomme diesen Monat noch meinen Teilzeitvertrag, den ich wollte weil ich, was mein Arbeitgeber nicht weiß, in Vollzeit Depressionen bekomme. Einfach weil ich nicht mehr die Motivation außerhalb des Wochenendes etwas zu unternehmen. Das führte dazu dass ich in 3 Jahren Ausbildung 35 kg zunahm und anfing gesundheitliche Probleme zu bekommen. Vorher war ich sehr sportlich… So schnell kanns gehen.
    Seitdem ich weiß dass ich in teilzeit anfangen werde, haben sich die Depressionen immerhin gelegt, es ist wie ein Licht am Ende des Tunnels und ich freue mich schon darauf zu leben anfangen zu können 🙂 Weniger Geld zu haben stört mich absolut nicht. In Vollzeit würde ich verhältnismäßig viel verdienen, aber ich hatte nie viel Geld und habe auch nicht das Bedürfnis viel Geld haben zu wollen. Wie du sagtest, es ist eine Sache von Prioritäten.

    • Reply
      aufdersonnenseite
      3. Mai 2021 at 12:30

      Hallo Jack, vielen Dank für deinen Kommentar! Toll, dass du mit einer Teilzeitstelle so glücklich bist und deine zurückgewonnene Freiheit und das Mehr an Freizeit so schätzt. Ich kann dich gut verstehen! Liebe Grüße und alles Gute, Eva

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