Auswanderer vorgestellt

Als Freelancerin auf Gran Canaria

Auswandern nach Gran Canaria: Las Palmas Tipps für digitale Nomaden

Die Kanaren haben Vivi schon immer angezogen. Doch das Großstadt-Feeling hat sie dort immer vermisst – bis sie Las Palmas de Gran Canaria kennenlernte. Im Oktober 2016 brach sie mit ihrem Mann Tobbi die Zelte in München ab und zog in die quirlige Hauptstadt am Meer. Über das Inselleben, ihre Lieblingsorte und warum Gran Canaria für digitale Nomaden ein toller Ort ist, spricht die 39-Jährige im Interview.

Wie kam es dazu, dass Du nach Las Palmas de Gran Canaria ausgewandert bist?

Ich arbeite schon seit zwölf Jahren als Freelancer vor allem im SEO/SEM-Bereich und betreue Kunden in ganz Europa. Da wir hauptsächlich via Skype, Zoom etc. kommunizieren, war ich was meinen Job angeht noch nie wirklich ortsgebunden. Bis 2016 habe ich viele Jahre in München gewohnt, einige Wochen im Winter aber schon immer im Süden verbracht. Eigentlich immer auf den Kanaren. Als ich dann zum Überwintern, das erste Mal im Januar 2016 nach Las Palmas kam, war ich sofort hin und weg. Ich bin eine Großstadtpflanze und muss irgendwo leben, wo Trubel ist. Mit dem Bulli auf die Kanaren - Auswandern nach Gran CanariaDas hatte ich in meinen Wintern davor so noch nie auf den Kanaren gefunden, aber hier in Las Palmas hat man wirklich alles, was man braucht: Von Kunst & Kultur über viele kostenlose Freizeitangebote wie das Cine & Food, das gerade wieder stattfindet bis hin zu mega-leckeren Restaurants. Als ich dann nach sechs Wochen wieder nach Hause kam, war mir klar, dass mein Mann und ich hier hin müssen. Ich habe direkt wieder einen Flug gebucht, um meinem Mann die Stadt zu zeigen – er sollte natürlich mit und sich hier auch wohlfühlen. Nachdem er Las Palmas auch so gut fand und da er sich beruflich verändern wollte, war die Sache schnell geritzt. Im September 2016 sind wir mit unserem Hausrat in den Bulli gesprungen und haben einen dreiwöchigen Roadtrip durch Europa bis nach Gran Canaria gemacht. Seitdem sind wir hier.

Wie finanziert ihr euer Leben auf der Insel?

Für mich hat sich grundsätzlich nicht viel geändert. Ich habe großes Glück und kann weiterhin für meine Kunden arbeiten, dazu brauche ich nur einen PC und eine gute Internetverbindung. Auch mein Mann konnte als Informatiker hier relativ schnell Fuß fassen und konnte direkt mit einer Festanstellung ins Gran Canaria-Leben starten.

Was gefällt dir besonders am Leben auf den Kanaren?

Am Meer leben ist das schönste als Auswanderin auf Gran CanariaAm Meer leben ist einfach das Tollste überhaupt. Klar hat man seine ganz normale Arbeitswoche, aber wenn man nach vielen Stunden PC-Arbeit vor die Tür geht und in fünf Minuten auf einer Bank am Meer sitzen kann, das ist für mich einfach Stressabbau pur. Dazu sind die Leute einfach viel relaxter als in Deutschland. Die Insel ist mega international, das ganze Leben spielt sich draußen ab und Jung und Alt sind voll integriert. Hier lebt man wirklich viel entschleunigter, was ich als sehr typische Deutsche, immer noch lernen und annehmen muss, aber langsam geht’s immer besser.

Fühlst du dich richtig angekommen?

Generell, ja. Es war hier viel einfacher als in München neue Kontakte zu knüpfen. Die Leute sind aufgeschlossener, es gibt viele Expats, die mit einem im gleichen Boot sitzen. Über den Sprachkurs, den ich während meines ersten Aufenthalts gemacht habe, habe ich direkt Leute kennengelernt, die jetzt hier zu unserem engsten Freundeskreis gehören. Auch die Kollegen in der neuen Firma meines Mannes haben uns alle mega lieb aufgenommen und unterstützt. Die Kommunikation findet dabei weitestgehend auf Spanisch, manchmal auch Englisch statt. Deutsch versuchen wir zu vermeiden und sprechen das eigentlich nur unter uns zu Hause. Fehlenden Besuch von Friends & Family können wir auch nicht beklagen, durchschnittlich ist mindestens alle sechs Wochen  jemand aus Deutschland da.

Würdest du Las Palmas als Ort für digitale Nomaden empfehlen?

Unbedingt. Nirgends ist die Work-Life-Balance so ausgeglichen wie hier, das sieht man ja auch daran, dass Las Palmas seit einigen Jahren immer wieder unter die Top10 der besten Städte für Digitale Nomaden gewählt wird. Tatsächlich tut sich hier auch einiges. Als ich auf der Insel angekommen bin, gab es nur vier Coworking Spaces. Mittlerweile sind es schon 16, Tendenz steigend. Eine vollständige Liste gibt`s auf meinem Las Palmas Blog La Vida Canaria. Seit drei Jahren gibt es auch die Nomad City, die wieder im Oktober stattfindet. Hier habe ich auch schon teilgenommen und viele interessante Freelancer und Entrepreneure aus ganz Europa kennengelernt.

Was sind eure Lieblingsorte in der Stadt?

Meine Top 5 Orte in Las Palmas de Gran Canaria:

  • El Confital – Der letzte Stadtstrand von Las Palmas, vom Puntilla einen ca. 20 Minuten Spaziergang entfernt; gerade unter der Woche absolut ruhig, naturbelassen mit bestem Blick auf die Stadt
  • La Isleta – Es gibt kein schöneres, „echteres“ Barrio als das Hafenviertel in Las Palmas, unbedingt für einen Spaziergang einplanen
  • Cine Monopol – Für Filmfans ist die Auswahl an Kinos in der Stadt eher klein, daher bin ich sehr dankbar für das Monopol in Triana, das auch mal Filmkunstperlen und regelmäßig VOSE-Filme zeigt.Kino in Las Palmas de Gran Canaria
  • CAAM (Centro Atlántico de Arte Moderno) – Nicht ganz so toll wie das TEA auf Teneriffa, aber auch das CAAM in Vegueta zeigt gute Ausstellungen einheimischer und internationaler Künstler, die meist wirklich sehr gut kuratiert sind. Der Eintritt ist kostenlos, auf der Dachterrasse kann man super relaxen.
  • Mercado del Puerto – mein Ausgehtipp für abends. Direkt in einer Straße hinterm Las Canteras-Strand feiern hier Einheimische mit Livemusik jeden Abend ab 19 Uhr an unzähligen kleinen Tapas-Ständen. Tolle Atmosphäre!

Meine Top 5 Restaurants in Las Palmas de Gran Canaria:

  • Mestizo – Hier stimmt einfach alles: Service, Atmosphäre, tolle spanisch-südamerikanisch angehauchte Gerichte, modern umgesetzt. Das 15h-im-Ofen-Cordero ist mein Tipp!
  • Bululu – Ganz kleiner, relativ neuer Venezuelaner, der aber jetzt schon zu unseren absoluten Favoriten gehört: die günstigen und frischen Arepas un die glasierten Chicken Wings sind der Hammer!
  • Casa Montesdeoca – für den gehobenen Anlass in Vegueta; tolles Restaurant in einer alten Villa, man isst in einem kunstvoll verzierten Patio mit Holzbalkonen.
  • Tasca Galileo – zu Recht bei Tripadvisor auf dem ersten Platz! Authentische Tapas-Bar mit exzellenter Weinauswahl. Hier ist jedes Gericht eine Empfehlung. Meine Top 3 sind der Queso frito mit Melonensauce, die Ente in Chimichurri und das frittierte Risotto. Tipp: Casa Ari in Las Palmas ist einen Besuch wertUnbedingt fünf Minuten vor Öffnung kommen, sonst sind die wenigen Tische weg und es heißt: Anstehen!
  • Casa Ari – Es gibt einige gute Asiaten in der Stadt wie das Ramen-Restaurant Aki Ramen oder den Koreaner Mandu direkt am Paseo. Das Casa Ari ist aber mein absoluter Liebling. Eine kleine, unscheinbare Imbissbude, in der eine Indonesierin die größten Gerichte zaubert. Probieren: Nasi Goreng & Saté Ayam.

Gibt es etwas, was dich stört?

Na ja, perfekt ist hier natürlich auch nicht alles. Gefühlt dauert hier alles mindestens fünfmal länger als in Deutschland. Das Wort Effizienz existiert hier einfach nicht. „No te preocupes“ kann ich einfach nicht mehr hören! Ich will halt, dass Sachen mal weggearbeitet werden. Das passiert hier alles sehr, sehr langsam. Vor allem der August ist einfach ein komplett toter Monat, wenn du hier zu einer Behörde o.ä. musst, bist du verloren. Generell neigen die Spanier, oder die Canarios, auch zur Lautstärke. Da gewöhnt man sich dran, aber manchmal nervt es schon.

Wie sind eure Zukunftspläne: Werdet ihr noch ein paar Jährchen auf der Insel sein?

Ursprünglich war geplant, erstmal zwei Jahre hierzubleiben. Die sind jetzt im Oktober 2018 um und wir haben, das Gefühl, gerade erst richtig auf der Insel anzukommen. Daher haben wir uns entschieden, unseren Wohnsitz auch langfristig hierhin zu verlegen. Unsere untervermietete Wohnung in München werden wir auflösen. Der Plan ist, auf jeden Fall die nächsten Jahre hierzubleiben. Mal sehen, ob das klappt.

Was kannst du angehenden Auswanderern mitgeben?

Ich empfinde es als essentiell, die Sprache des Landes zumindest grob zu können, bevor man auswandert. Ohne Spanisch-Kenntnisse wären wir gerade hier in der Hauptstadt wirklich aufgeschmissen gewesen. Zudem kommt es einfach immer anders als man denkt. Ich hatte eine riesengroße Excel-Liste, wo ich alle Eventualitäten bedacht hatte – dachte ich zumindest. Ich wollte es besser machen als die Auswanderer im TV, die immer nur vorgeführt werden. Gefühlt ist es bei uns aber dann genauso gekommen wie bei denen auch. Man kann einfach nicht alles bedenken. Man muss sich einfach auf das Abenteuer einlassen und gerade am Anfang von Tag zu Tag leben und sehen, wie man alles Schritt für Schritt irgendwie geregelt kriegt. Wichtig ist auch, dass man schon irgendeinen Plan hat, wie man hier sein Geld verdienen will. Auf der Insel wartet keiner auf euch. Die Jobs liegen nicht auf der Straße. Wir sehen es täglich bei Freunden, wie schwierig es ist, hier Geld zu verdienen. Auch der Tourismus-Bereich gibt bei weitem nicht soviel her, wie manche denken. Daher: Entweder ein dickes Polster mitnehmen oder einen umsetzbaren Plan bzw. einen Arbeitsvertrag auf der Insel mitbringen.

Sonnenuntergang in Las Palmas de Gran CanariaGrundsätzlich: Erwartet einfach keine deutschen Standards – weder bei Reaktionszeiten, beim Gehalt oder der Effizienz. Wenn das alles kein Problem ist, dann werdet ihr belohnt: Mit den schönsten Sonnenuntergängen der Welt, der besten Mischung aus Glücksrittern und Einheimischen, traumhafter Natur und jeden Tag Urlaubsfeeling und einer Work-Life-Balance, die ihr in Deutschland nie erreichen werdet.

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