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Ortsunabhängig arbeiten trotz Festanstellung

Ortsunabhängig Arbeiten trotz Festanstellung - Tipps wie es geht!

Festangestellte können nicht selbst bestimmen, an welchem Ort sie arbeiten? Das muss nicht stimmen! Denn in digitalen Jobs steht dem Homeoffice meist nichts im Wege. Stell dir vor, dein neuer Homeoffice-Platz ist im Ausland. Der Knackpunkt: Von einem solchen Arbeitsmodell musst du deinen Chef überzeugen. Ich zeige dir, wie ich das geschafft habe.

Als ich im Vertrauen mit Freunden und engen Kollegen über meine Pläne, auf Teneriffa zu leben und zu arbeiten, sprach, bekam ich meist die gleiche Antwort: Und du meinst, das funktioniert? Nie zuvor hat Jemand in dem Kölner Traditionsunternehmen, in dem ich über drei Jahre als Social Media Koordinatorin gearbeitet habe, so etwas gemacht. Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los. Ich wollte probieren, ob das ortsunabhängige Arbeitsmodell auch in der Festanstellung funktionieren kann.

Das wichtigste war, meinen Chef von meiner Idee zu überzeugen. Beim ersten Gespräch schlug mein Herz vor Aufregung wie wild. Es folgten viele weitere Meetings, in denen ich Überzeugungsarbeit leisten musste. Drei Monate dauerten die Verhandlungen, aber ich gab nicht auf. Bis es tatsächlich geschafft war: Ende letzten Jahres erhielt ich die Zusage, für ein Jahr auf Teneriffa leben und arbeiten zu können. An diesem Tag konnte ich nicht mehr aufhören zu grinsen – das Unglaubliche war Realität geworden! Doch welche Argumente haben meinen Chef überzeugt?

So überzeugst du deinen Chef vom ortsunabhängigen Arbeitsmodell

  • Beweggründe offen und ehrlich darlegen: Direkt zu Beginn des ersten Gesprächs mit meinem Chef, habe ich meinen Wunsch, ins Ausland zu ziehen und weiterhin in Teilzeit zu arbeiten, offen gelegt. Meine persönlichen Motive habe ich ihm nicht vorenthalten: Ich wollte mehr Zeit für soziales Engagement und persönliche Weiterentwicklung haben, Spanisch lernen und neue Erfahrungen sammeln. Glücklicherweise konnte mein Chef meine Beweggründe verstehen. Skepsis, dass das Arbeiten aus dem Ausland funktionieren würde, war jedoch da.
  • Zeitliche Begrenzung: Ein solches Arbeitsmodell ist für alle Beteiligten neu. Eine zeitliche Begrenzung ist zum einen sinnvoll, um deinen Chef zu überzeugen, zum anderen macht es dir den Schritt, auf Zeit auszuwandern, einfacher. Ich habe von vorne rein ein Jahr angesetzt.
  • Vorstellung klar aussprechen: Je sicherer du dir bist, wie das Arbeitsmodell aussehen soll, desto besser. Für mich stand fest: Ich möchte in Teilzeit im Homeoffice von Teneriffa aus arbeiten.
  • Konzept vorlegen: Die Arbeit auf eine solche Distanz erfordert Vertrauen. Um zu zeigen, dass ich das Ganze durchdacht habe und mir viel an meinem Job liegt, legte ich meinem Chef bereits beim ersten Gespräch ein Konzept vor. Darin war festgelegt, wie die Arbeit aus dem Ausland funktionieren würde. Welche Aufgaben ich problemlos online erledigen kann, welche browserbasierte Tools ich nutze und wie die Kommunikation mittels Chats, Telefonaten und Webkonferenzen aussehen würde. Das zeigte: Für die meisten meiner Aufgaben war keine Vor-Ort-Präsenz erforderlich. Die Ausnahme: Meetings mit Kollegen und Workshops.
  • Lösungen anbieten: Mein Weg zum Erfolg war sicherlich, dass ich für jeden kritischen Einwand eine Lösung anbieten konnte. Mein Chef wollte eine Vor-Ort-Präsenz meiner Position, daher schlug ich ein Job-Sharing-Modell vor. Intern ließ sich schnell eine passende Job-Sharing-Partnerin finden. Mit ihr im Tandem würde ich mir das Aufgabenfeld teilen: Sie sollte primär die Vor-Ort-Aufgaben wie Meetings und Präsentationen übernehmen, ich hingegen Aufgaben im Back Office und ihr so den Rücken freihalten.So überzeugst du deinen Chef ortsunabhängig zu arbeiten
  • Vorteile aufzeigen: Nicht nur du, sondern auch das Unternehmen hat etwas davon, wenn es sich für neue Arbeitsmodelle öffnet. Das stärkt die Motivation, Produktivität, Loyalität sowie Bindung der Mitarbeiter. Zudem liegen flexible Arbeitsmodelle im Trend. Warum nicht auch als Unternehmen ein solches Experiment offen kommunizieren und für Employer Branding (Arbeitgebermarkenbildung) nutzen?
  • Frühzeitige Planung: Drei Monate haben die internen Verhandlungen mit meinem Chef, dem CEO und dem Personaler gedauert, bis ich die Zusage erhielt. Wenn dein Chef viel Stress hat, setze ihn auf keinen Fall mit deinem Anliegen unter Druck. Weihe ihn möglichst frühzeitig ein und setze eine großzügige Zeitplanung an.
  • Den richtigen Zeitpunkt abpassen: Ein Veränderung in der Firma kam mir zugute: Das Unternehmen wurde von einem kanadischen Konzern übernommen und das Arbeiten zwischen zwei Kontinenten wurde zur Normalität. Meetings per Telefon- oder Webkonferenzen gehörten zum Büroalltag. Erst zu diesem Zeitpunkt traute ich mich, ein flexibles Arbeitsmodell anzusprechen.
  • Optimistische Herangehensweise: Mit einem ungebremsten Optimismus und einer nie kleinzukriegenden Zuversicht bin ich ans Ziel gekommen. Ich habe so fest an die Idee geglaubt, dass es funktioniert hat. Kraftraubende Gedanken wie „Was ist, wenn es nicht klappt?“ habe ich gar nicht erst zugelassen. Vielleicht erinnerst du dich an eine Situation, in der dir Jemand mit einer solchen Leidenschaft und Begeisterung von etwas erzählen, dass es ansteckend war? Ich glaube, so war es auch bei mir. Neben der strategischen Herangehensweise überzeugte sicherlich auch mein starker Wille und meine Begeisterung meinen Vorgesetzten.
  • Kompromisse machen: Dafür, dass das Unternehmen mir diese Freiheit und Flexibilität bietet und mein Chef sowie Kollegen sich auf dieses Modell einlassen, bin ich sehr dankbar. Daher mache ich gerne Kompromisse: Wenn meine Kollegen um Weihachten Urlaub haben wollen, bin ich im Dienst. Wenn etwas Dringendes, auch außerhalb meiner Arbeitszeit anfällt, bin ich für meine Kollegen trotzdem erreichbar. Alle zwei, drei Monate fliege ich auf eigene Kosten nach Köln, um ein paar Tage im Büro vor Ort zu arbeiten. Meine Motivation, einen guten Job zu machen, ist größer denn je.

Ich hoffe dir hilft meine Strategie, wie ich meinen Chef überzeugt habe, ein Jahr auf Teneriffa leben und arbeiten zu dürfen, weiter. Hast du auch den Wunsch, woanders zu leben und zu arbeiten? Ein Jahr auszubrechen aus dem Alltag? Dann probiere es aus!

Du hast nichts zu verlieren – kämpfe für deine Träume!

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9 Kommentare

  • Reply
    Lisa
    15. März 2018 at 06:08

    Liebe Eva,
    bin gerade auf Deinen Blog gestoßen und total begeistert! Du hast es geschafft, das Beste aus zwei Welten zu vereinigen: Eine sichere Festanstellung und gleichzeitig ortsunabhängig & remote arbeiten! Ich bin der festen Überzeugung, dass flexible Arbeitsmodelle die Zukunft sind – gerade für junge Familien.
    Vielen Dank für Deine Inspiration!
    VG
    Lisa

    • Reply
      aufdersonnenseite
      3. April 2018 at 23:21

      Hallo Lisa, ganz lieben Dank für deinen Kommentar und dein Lob. Es freut mich zu hören, dass der Blog dir gefällt und du auch an flexible Arbeitsmodelle glaubst. Alles Gute dir und viele Grüße, Eva

  • Reply
    Tiziana Manao
    27. April 2018 at 23:27

    Liebe Eva,
    genau wie du, habe ich auch das Glück, dass ich meinem Job behalten kann obwohl ich demnächst nach Mallorca auswandern werde. Ich habe ein paar Fragen dazu, vielleicht kannst du mir helfe:
    -Musst du in Deutschland angemeldet sein um dein Gehalt weiterhin zu bekommen?
    -Kann das Gehalt dann witerhin auf einen deutschen Konto?

    Sorry, für die Rechtschreibfehler! Bin italienerin:)
    Liebe Grüße

    • Reply
      aufdersonnenseite
      1. Mai 2018 at 10:18

      Liebe Tiziana,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Das ist ja großartig! Wie schön, das es bei dir auch geklappt hat, ein ortsunabhängiges Arbeitsmodell durchzusetzen in der Festanstellung. Herzlichen Glückwunsch dazu! 🙂
      Ich bin weiterhin in Deutschland bei meinen Eltern gemeldet und habe mein deutsches Konto als Gehaltskonto behalten. Damit fahre ich ganz gut. Viele Grüße und einen guten Start auf Mallorca!

    • Reply
      Evelyn
      19. Mai 2020 at 16:33

      Vielen Dank für die guten Tips. So werde auch ich motiviert und gut Vorbereitet in das Gepsräch mit meinem Chef gehen. Auch ich plane in Ausland für meinen deutschen Arbeitgeber zu arbeiten. Zeitlich befristet auf 6 Monate. Ich bin skeptisch, ob er sich darauf einlässt, aber dein Artikel macht Mut.

  • Reply
    Nathalie
    11. Juni 2018 at 15:25

    Hey Eva,
    ich bin gerade auf deinen Blogpost gestoßen, da ich Ähnliches in Kürze vorhabe.
    Für mich soll es zunächst für eine Testphase für 4 Monate nach Südamerika gehen.
    Bei einer Sache komme ich gerade allerdings noch nicht weiter und vielleicht kannst du mir dabei helfen:

    Wie sieht es bei dir mit der Krankenversicherung aus? Bist du weiterhin in Deutschland aufgrund deiner Teilzeitanstellung krankenversichert und du sowie dein Arbeitgeber zahlen entsprechend KV-Beiträge, als würdest du vor Ort arbeiten? Oder kann die KV trotz sozialversicherungspflichtiger Teilzeitstelle gekündigt und eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden?
    Und wie sieht es mit deinem Wohnsitz aus? Hast du dich komplett aus Deutschland abgemeldet?

    Vielleicht hast du an dieser Stelle wertvolle Tipps für mich. Ich würde mich auf jeden Fall freuen 🙂

    Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg bei deinem Remote-Projekt.

    • Reply
      aufdersonnenseite
      12. Juni 2018 at 09:08

      Hallo Nathalie, das klingt nach tollen Plänen! Zum Thema Krankenkasse hilft dir vielleicht dieser Blogbeitrag weiter: https://aufdersonnenseite.de/auswandern/organisatorisches/krankenversicherung-auf-teneriffa.
      Da du nach Südamerika möchtest und damit nicht mehr in der EU bist, gelten andere Bedingungen. Am besten fragst du bei einer der Krankenkassen, die in dem Artikel verlinkt sind, nach. Da ich regelmäßig zum Arbeiten nach Deutschland fliege, habe ich meinen Wohnsitz dort.
      Sonnige Grüße und viel Erfolg bei deinen Plänen!

  • Reply
    Ma
    21. Oktober 2021 at 11:55

    Liebe Eva! so ein hilfreichen Blogpost<3
    Ich habe auch eher rechtlichen Fragen- wie hast du es mit der Sozialversicherungen gemacht und mit den Steuern?
    Für Steuern habe ich gehört es gibt so eine 183-Tage-Regel, musstest du in Spanien dann Steuern zahlen?
    Und für die Sozialversicherungen, wie hast du es gemacht? hast du in Spanien bezahlt auch? oder mit welchen Unterlagen ist es möglich alles in Deutschland zu lassen?
    Danke Diiiiir
    María

    • Reply
      aufdersonnenseite
      29. Oktober 2021 at 14:58

      Hallo Maria, für die rechtlichen Fragen kontaktiere am besten deinen Steuerberater oder einen Steuerberater hier auf Teneriffa. Denn ich darf und kann keine Rechtsberatung geben. Mittlerweile bin ich auf Teneriffa selbstständig und zahle die Steuern und Versicherungen hier. Schöne Grüße, Eva

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