Britta ist im Juli 2015 mit ihrem Mann und 5-monatigen Sohn nach Teneriffa ausgewandert. Wie lebt es sich als Familie auf Teneriffa? Über ihre persönlichen Erfahrungen als Auswanderin berichtet die 35-jährige Grundschullehrerin im Interview.
Wie kam es dazu, dass ihr als Familie ausgewandert seid?
Mein Mann und ich haben in Berlin gelebt, doch dort konnte mein Mann seinen Job als Kletter-Lehrer nicht ausüben. Außerdem wollten wir nicht noch einen weiteren Winter im regnerischen Berlin verbringen. Jeden Winter haben wir uns gedacht, dass wir irgendwo hin müssen, wo Sonne ist. Dann wurde ich schwanger und wir mussten noch einen Winter in Berlin verbringen. Danach haben wir uns aber gedacht, jetzt müssen wir es wirklich machen. Ziemlich lange haben wir nach einem geeigneten Ort gesucht, wo mein Mann als Kletter-Guide und ich als Lehrerin arbeiten kann. Beim Bundesverwaltungsamt habe ich mich für den Auslandsschuldienst beworben. Ich erhielt Angebote von Schulen aus der ganzen Welt. So richtig gepasst hat kein Land zu uns, bis auf Teneriffa. Dort erhielt ich das Angebot an der deutschen Schule in Tabaiba als Grundschullehrerin zu arbeiten.
Warum passt Teneriffa zu euch?
Weil es ein weltklasse Klettergebiet ist, wo mein Mann bessere Job-Chancen hat. Außerdem ist das Klima auf der Insel super. Wir wollten irgendwo leben, wo andere Leute Urlaub machen, und jeden Tag im Meer baden können. Auch was die Sicherheit angeht: Teneriffa ist ein sicherer Ort. Man muss nirgendwo Angst haben. Das ist gerade im Hinblick als Eltern ein wichtiger Punkt.
Was war die größte Herausforderung beim Auswandern mit Kind?
Die Auflösung all dessen, was man hatte. Als wir damit begannen, war unser Sohn gerade mal 3 Monate alt. Wir haben vieles verkauft und sind dann mit einem riesigen Lastwagen, in dem unsere wichtigsten Dinge waren, in die Slowakei zu den Eltern meines Mannes gefahren. Einen Sommer haben wir in der Slowakei verbracht und nebenbei noch geheiratet. Wir hatten so viel mit der Hochzeit zu tun, dass wir es nicht geschafft hatten, uns vor dem Auswandern eine Wohnung auf Teneriffa zu suchen. Also sind wir mit zwei großen Koffern in den Flieger gestiegen und haben die ersten fünf Nächte mit Kind Couchsurfing gemacht. Glücklicherweise waren die Menschen, die uns aufgenommen haben, super nett. Tatsächlich haben wir in den ersten fünf Tagen eine Wohnung in Tabaiba gefunden – durch puren Zufall: Wir waren dort am Meer einen Kaffee trinken und haben die Kellnerin gefragt, ob eine Wohnung frei wäre in der Gegend. Tatsächlich war etwas frei und wir zogen kurz darauf ein.
Wie hast du den beruflichen Einstieg auf Teneriffa gemeistert?
Ich habe auf Teneriffa direkt als Grundschullehrerin an der deutschen Schule in Tabaiba angefangen. Allerdings war unser Sohn da noch ein 5-monatiges Baby. Da ich damals sogar noch gestillt habe, war das rückblickend echt stressig.
Wie war die Umstellung für dein Kind?
Da mein Sohn erst fünf Monate alt war, war es kein Problem. Ich glaube, dass hat er kaum mitbekommen. Aber es ist heute interessant zu sehen, wie er sich mit den verschiedenen Sprachen entwickelt.
Wie kommt dein Kind mit den verschiedenen Sprachen klar?
Deutsch spricht mein Sohn von allen Sprachen am besten. Ich spreche mit ihm immer Deutsch und er auch mit mir. Mein Mann spricht mit ihm Slowakisch. Wir sprechen also beide unsere Muttersprachen mit Robin. Mein Mann und ich sprechen Englisch. Ich glaube, unser Sohn versteht das, spricht selbst aber kein Englisch. Spanisch gelernt hat er in der spanischen Kinderkrippe. Heute ist er in der deutschen Kinderkrippe, aber auch dort sprechen alle Kinder Spanisch.
Wie sind die Kindergärten auf Teneriffa?
Es gibt die „Guarderias“, die spanischen, staatlichen Kindergärten, wo die Kinder schon mit vier Monaten betreut werden können. Denn die Elternzeit endet auf Teneriffa bereits mit vier Monaten. Meine Erfahrung ist jedoch, dass in den „Guarderias“ das Personal für so viele, kleine Babys fehlt. Außerdem herrscht in den meisten spanischen Kinderkrippen elternfreie Zone. Die Kinder müssen auf einer Bank auf ihre Eltern warten, denn die Eltern dürfen nicht etwa reingehen und die Kinder drinnen abholen. Außerdem sind die Erzieherinnen mit den Kindern kaum rausgegangen. Hier in Spanien dürfen sich die Kinder nicht dreckig machen.
Neben den staatlichen Kindergärten, gibt es noch die spanischen privaten Kindergärten und die deutschen Kinderkrippen, wo es lockerer zugeht. Die Kinder spielen draußen, die Eltern dürfen die Kinder drinnen abholen. Die deutsche Kinderkrippe ist jedoch teuer – sie kostet etwa 380€ im Monat plus Essensgeld (ca. 100€). Die Gebühren für die staatlichen Kindergärten hängen vom Einkommen der Eltern ab. Bei spanischen, privaten Krippen sind die Gebühren meist fix – um 300€ im Monat inklusive Essen. Impfschutz ist meines Wissens nach an Schulen oder Kindergärten keine Pflicht. Aber das Kind muss vor der Kinderkrippe zum Arzt und bekommt einen Beleg, dass es gesund ist.
Wie sind die Schulen auf Teneriffa?
Es gibt zwei deutsche Schulen auf Teneriffa: In Puerto de la Cruz (nur Grundschule und Kindergarten) und in Tabaiba, die bis zum Abitur geht. Dort macht man ein Doppel-Abitur, das in Spanien und Deutschland anerkannt wird und somit zum Studium in beiden Ländern berechtigt. Die deutsche Schule auf Teneriffa ist leider relativ teuer. Die Gebühr beträgt etwa 400€/Monat und hinzu kommt Büchergeld. Hier ist es üblich, dass immer mit den neuesten Büchern gearbeitet wird, die von den Eltern angeschafft werden müssen. Das summiert sich auf etwa 300€ pro Jahr.
Wie ist die ärztliche Versorgung auf Teneriffa?
Wir haben eine private Zusatz-Krankenversicherung. Ich denke die staatlichen Ärzte sind genauso gut wie die privaten, aber man muss ewig warten, wenn man zum Facharzt will (Notfälle ausgeschlossen). Die Ärzte sprechen meist kein Englisch. Wer also zu deutschen Fachärzten will, muss eine private Krankenversicherung abschließen oder die Rechnung selbst bezahlen. Für Zahngeschichten braucht man eine gesonderte Zahn-Zusatzversicherung, wo man meist aber immer noch zuzahlen muss. Daher bezahle ich meine Behandlungen beim Zahnarzt zum Beispiel einfach immer direkt bar und die Kosten halten sich in Grenzen.
Wie organisiert ihr die Kinderbetreuung im Ausland?
Wir haben eine Babysitterin, eine ältere, deutsche Dame, die bei uns direkt im Haus wohnt. Das kostet natürlich immer Geld. Schöner wäre es natürlich, wenn die Großeltern da wären. Es ist traurig, dass die Großeltern die Enkelkinder nicht aufwachsen sehen. Aber sie kommen oft zum Urlaub zu uns oder wir fliegen nach Deutschland.
Was macht Teneriffa für dich zu einem lebenswerten Ort?
Die Lebensqualität, die man täglich hat. Das ist schon ein Unterschied. Die Sonne, die das ganze Jahr bis abends scheint. Im Herbst wird es in Deutschland so früh dunkel, dass man nichts mehr draußen machen. Hier komme ich nach Hause und kann im Meer schwimmen gehen. Es gibt so viele Sportarten, die man hier machen kann. Man hat die Berge und das Meer: Man kann Surfen, Klettern, Wandern, Tauchen, Schnorcheln, Fahrradfahren oder was auch immer. Hier kann man jedes Wochenende unglaublich viel unternehmen.
Und das Essen ist unglaublich gut. Wir gehen immer auf die Bauernmärkte und kaufen lokale Früchte und Gemüse. Das schmeckt einfach viel besser und ich habe das Gefühl, seitdem ich hier wohne ist mein Körper viel gesünder.
Was sind deine drei Lieblingsorte auf Teneriffa?
Das TEA ist ganz klar ein Lieblingsort. In dem Kunstzentrum wechseln die Ausstellung ständig und sind echt weltklasse. Außerdem gehe ich sehr gerne in die Bibliothek und leihe mir Bücher aus. Dort gibt es auch deutsche Bücher, u.a. auch zur Geschichte von Teneriffa. Außerdem mag ich das Anaga-Gebirge. Dort zu wandern ist echt mystisch. Der schönste Strand ist für mich, auch wenn er künstlich angelegt ist, der Playa Las Teresitas bei San Andres.
Was kannst du anderen Auswanderern mit Kindern mitgeben?
Macht euch nicht so viele Gedanken! Man sollte sich einfach darauf einlassen, was kommt. Teneriffa ist absolut sicher. Teneriffa ist fast wie Deutschland – es gibt nur geringe kulturelle Unterschiede – nicht vergleichbar mit Asien oder Afrika. Und man bekommt immer viel Besuch: Man sollte am besten eine Wohnung mit Gästezimmer haben.
14 Kommentare
Birgit Overbeck
24. Oktober 2018 at 14:56Hallo Eva,
eine sehr tolle Seite.
Wir überlegen nach Teneriffa auswandern.
Aber uns ist ein Punkt sehr wichtig!
Unser Sohn ist 4 Jahre und nicht geimpft.
Frage: Wenn er in die Schule kommt, muss er geimpft werden?
Habe leider keine genauen Infos gefunden.
Liebe Grüße
Birgit
aufdersonnenseite
25. Oktober 2018 at 17:05Hallo Birgit, am besten fragst du direkt bei der deutschen Schule, falls dein Sohn dorthin gehen soll, nach (E-Mail: dstenerife@dstenerife.eu; Telefon: +34 922 682 010). Britta musste bei der Einschulung keine Impfung vorweisen. Da sich die Bedingungen aber ändern können, frag am besten direkt bei der Schule nach. Viele Grüße, Eva
Lennart
11. Oktober 2019 at 17:04Aloha Ihr drei,
schöne Geschichte! Manche Stories sind ja eher ermutigend und andere total demotivierend. Da war es toll von euch zu lesen :)))
Wie lebt es sich denn so als Kletterlehrer? Findet man da leicht(er) Arbeit und kann man(n) als Alleinstehender davon leben auf der Insel?
Bin gerade wieder in Deustchland angekommen und bin mir nicht sicher ob ich hier nochmal zur Uni gehe oder wieder auswandere XD
Ich habe nur so ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Family zurücklasse und bei Problemen nicht helfen kann, wenn ich so weit weg bin. Eltern werden ja irgendwann älter…. In ein paar Jahren werden die nicht mehr viel Reisen denke ich.
Wie ist das bei euch? Plagen euch auch Schuldgefühle?
Alexandra
13. Juni 2021 at 10:41Danke für den tollen und informativen Beitrag! Was macht ih dann nach dem ADLK-Dienst? Bleibst du dann als OLK an der Schule?
Marco
30. Juni 2021 at 13:02Hallo,
großes Lob, sehr tolle Seite. Ich lese deine Artikel sehr gerne.
Ein schöner Artikel der Mut macht, den Schritt nach Teneriffa auszuwandern, mit Kindern zu machen. Wir haben schon lange den Traum langfristig am Meer zu leben. Teneriffa können wir uns sehr gut vorstellen.
Nun erwarten wir Nachwachs, das wirft natürlich neue Fragen auf, sowie auch Zweifel.
Gibt es die Möglichkeit sich mit Britta auszutauschen, hat sie zufällig einen Blog? Würde mich gerne mit Leuten austauschen, die den Schritt mit Kindern auszuwandern schon geschafft haben.
Liebe Grüße Marco
aufdersonnenseite
2. Juli 2021 at 10:52Lieber Marco, vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich sehr zu lesen, dass dir der Blog hilft und dich inspiriert. Ich werde Britta gern mal eine Nachricht senden mit deiner E-Mail-Adresse. Vielleicht könnt ihr euch verbinden. Alles Gute für euer Auswanderungsprojekt und herzliche Grüße aus El Medano, Eva
Kristina
30. November 2021 at 13:10Hallo, hoffe ihr seid immer noch auf Teneriffa und genießt es!
Wir in den deutschen Schulen auf Deutsch unterrichtet? Kann ein 10 jähriges Kind auseinem deutschen Gymnasium direkt auf Teneriffa weiter lernen?
Vielen Dank I’m voraus und schöne Grüße aus dem kalten München
aufdersonnenseite
6. Januar 2022 at 12:37Hi Kristina, ja – es wird auf Deutsch unterrichtet. Am besten fragst du die Details direkt bei der deutschen Schule in Tabaiba an. Liebe Grüße, Eva
Eva Toensmeyer
30. Dezember 2021 at 19:11Hallo, mein Name ist Eva Tônsmeyer,
Ich habe den Artikel mit Britta, der deutschen Grundschullehrerin in Tabaiba, Teneriffa, gelesen. Das ist sehr ermutigend. Danke für die tollen Artikel, die du schreibst Eva.
Ich bin selbst seit 23 Jahren Montessoripädagogin in Bremen, in Deutschland und ich trage mich mit dem Gedanken mit meinem Freund und unserem 6-jährigen Sohn auszuwandern.
Uns interessiert besonders Teneriffa und die deutsche Schule dort in Tabaiba.
Wäre es vielleicht möglich, dass du Britta fragst, ob ich mit ihr Kontakt aufnehmen kann?
Ganz liebe Grüße, Eva Tônsmeyer
aufdersonnenseite
6. Januar 2022 at 12:42Hi Eva, danke für deine Nachricht und sehr gerne würde ich dir den Kontakt geben, aber ich habe leider auch keinen Kontakt mehr zu Britta. Du kannst für alle Infos zur Schule aber einfach die deutsche Schule in Tabaiba kontaktieren. Viel Erfolg beim Auswandern und liebe Grüße, Eva
Hermann Heinz
3. Juni 2024 at 11:37Hallo Allerseits, hab mich ein bißchen eingelesen was Umsiedlung vom bayerischen Alpenrand auf die Kanaren angeht. Es ist noch vieles unklar außer der Entscheidung, diesen Schritt zu machen.
Ich bin Witwer/nichtmehr berufstätig und habe zwei Töchter 11 (Realschule Kl 5) und 12 (Montessori Kl 6).
Noch gehe ich – vielleicht von der blauäugigen Vorstellung aus – das Winterhalbjahr auf den Kanaren zu verbringen und im Sommer im Chiemgau.
Mieten oder kaufen, beides käme in Frage.
Hat jemand eine Meinung dazu?
Hermann
Nina
6. Juli 2022 at 20:47Liebe Eva,
Danke für die schönen Berichte und Artikel! Es macht Spaß all die bunten Geschichten zu lesen!
Ich werde wohl nicht so bald auswandern, aber ab kommenden Februar werde ich für ein bis zwei Monate mit meiner 6 jährigen Tochter auf Teneriffa sein. Vermutlich in Puerto de la Cruz. Ich frage mich, ob Du irgendwelche Kontakte hast von Leuten mit ähnlich alten Kindern dort in der Nähe, die offen wären für ein Treffen, wenn meine Tochter sich allein mit mir zu sehr langweilt und mal Kinder um sich braucht… in eine richtige Kita werde ich sie wahrscheinlich für die kurze Zeit eher nicht geben – aber vielleicht gibt es ja auch außerhalb von Kita/Schule irgendwelche Angebote für Kinder, wo sie für die Zeit ein bisschen Kontakt zu Kindern haben kann…
Ist vielleicht nicht ganz wofür dein Blog gedacht ist – aber ich dachte ich frage einfach mal 🙂
In jedem Fall nochmal Danke für die schönen Berichte!
Alles Gute von Nina aus Berlin!
aufdersonnenseite
11. Juli 2022 at 11:29Liebe Nina, vielen Dank für deinen Kommentar und die lieben Worte. Wie toll, dass du für einige Wochen nach Teneriffa gehen möchtest. Sicherlich findest du mit Kind auch schnell Anschluss. Ich kenne leider keine Familie mit Kind in Puerto, aber vielleicht meldet sich ja jemand auf deinen Kommentar hier. 🙂 Eine wunderbare Zeit wünsche ich dir und alles alles Gute! Viele Grüße, Eva
Mondschein
1. Dezember 2023 at 02:31Hallo, danke für den netten Artikel! So ein Überseeumzug scheint sehr aufwendig zu sein von den Formalien oder täuscht das? Herzliche Grüsse